Duftstoffe können nur in gelöster Form von den Riechrezeptoren (Riechzellen) des Hundes identifiziert werden.
Als „Lösungsmittel“ für die Geruchspartikel dient Feuchtigkeit, die die Schleimhaut (in der die Riechzellen sitzen) der Hundenase produziert ist die Hundenase ausgetrocknet, so verringert sich die Riechfähigkeit stark
Empfehlung: bei Sucharbeit in heißer, trockner und staubiger Luft den Zustand der Hundenase anhand des Nasenspiegels zu kontrollieren und den Nasenspiegel und Schnauze mit Wasser zu befeuchten → Hund atmet verdampftes Wasser ein
Zahninfektionen können Riechfähigkeit des Hundes erheblich beeinflussen
a) Faktoren, die das Riechvermögen beeinflussen
Erbgut: z.B. auf Sichthetze gezüchtete Windhunde = weniger Riechvermögen auf Nase gezüchtete Jagdhunde = mehr Riechvermögen
Intelligenz: Geruchspartikel lösen Reize aus, die von Riechnerven als Signale an das Riechhirn weitergeleitet werden. Im Gehirn werden Gerüche erkannt, gedeutet und im Gedächtnis gespeichert
Abrichtung und Übung: durch Art der Abrichtung und regelmäßige Übung kann Arbeitsfähigkeit des Gedächtnisses und das Unterscheidungsvermögen der Hundenase gesteigert werden
b) allgemeine Richtlinien für praktische Arbeit
- Hunde können ganz bestimmten Geruch aufspüren, der mit anderen Düften überladen ist → Unterscheidungsvermögen muss sorgfältig trainiert werden
- einige Chemikalien können größten Teil der Riechzellen in Hundenase blockieren sättigen leicht flüchtige Stoffe z.B. Benzin, Parfüm die Hundenase, kann Hund mehrere Minuten lang große Schwierigkeiten haben → Einsatz des Hundes sinnvoll ?????
- Hund sollte in Ausbildung möglichst viele Störgerüche kennen lernen
- Geruchsfalle = poröse Stoffe binden Geruchspartikel, Gase und Dämpfe für viele Stunden → es entsteht Restwitterung z.B. Opfer lag dort einige Zeit und Hund verbellt
c) Geruchsintensität in Abhängigkeit von Temperatur
warmer Körper = viel Geruch kalter Körper = weniger Geruch warmer Körper in kalter Umgebung = viel Geruch warmer Körper in heißer Umgebung = weniger Geruch kalter Körper in kalter Umbebung = weniger Geruch kalter Körper in warmer Umgebung = mehr Geruch
d) rassische, kulturelle und ernährungsbedingte Unterschiede, die den Individualgeruch des Menschen beeinflussen
- Größe, Verteilung und Funktion der Schweißdrüsen ist rassespezifisch z.B. negroide Rassen haben mehr Schweißdrüsen, die anderes Sekret absondern als orientalische Rassen
- Lebensumstände - Sitten - Ernährung - Kulturbedingte Faktoren verschiedene Körperpflegemittel Für Kleidung benutzte Materialien Art der Behausung
- Umweltbedingte Faktoren Verfügbarkeit von Wasser zur Reinigung etc. → Hund ist in der Lage sich schnell umzustellen, es können aber veränderte Anzeigen auftreten
e) Atmosphärische Einflüsse auf die Geruchsverteilung in der Luft Luftbewegungen Konzentration der Geruchspartikel
- In den meisten Fällen besteht ein Temperaturunterschied zwischen dem Boden und den darüber befindlichen Luftschichten. In diesem Fall und wenn zwei Luftschichten unterschiedlicher Temperatur aufeinandertreffen, kommt es zu Verwirbelungen, die Einfluss auf die Konzentration von Geruchspartikeln haben, die ein Körper aussendet. Innerhalb von Turbulenzen werden Geruchspartikel „gefangen“. In Bereichen mit geringerem Luftaustausch befindet sich weniger Geruch. Streichen geruchstragende Luftströmungen über ein Hanggelände mit Vertiefungen bergabwärts, so können sich in diesen Vertiefungen Geruchspartikel konzentrieren
- Am Nachmittag und nachts fließt kühle Luft bergabwärts. Geruchsstoffe werden abwärts Transportiert. In Vertiefungen können sich Geruchskonzentrationen bilden, die beim Hund vermehrtes Interesse hervorrufen werden.
Wege des Luftstromes Massive Hindernisse lenken den Luftstrom um und verursachen Turbulenzen. Es entstehen wiederum Bereiche mit mehr oder weniger Geruch. Bei nicht ganz massiven Hindernissen sucht sich der Luftstrom den Weg des geringsten Widerstandes.
Für die Arbeit im Gelände und in Trümmern: durch Hindernisse entstehen Wind- und Geruchskanäle, die eventuell sogar der allgemeinen Windrichtung nicht entsprechen
Temperatur Grundlage aller Luftbewegungen: warme Luft steigt auf Erde kann sich den Temperaturschwankungen langsamer anpassen als Luft
Grundlegende Verhältnisse in gebirgigem Gelände Morgens: Sonne erwärmt Höhen eher als Tal → diese warme Luft steigt auf → die darunter liegenden kühleren Luftschichten werden durch Aufwärtsbewegungen mitgezogen Die ganze Luft fließt also hangaufwärts ⇒ es entsteht ein Talwind
Erwärmte Luft Talwind !!! Ein Wind wird immer nach der Richtung benannt, aus der er weht !!!
Mittags: zu dieser Zeit ist auch das Tal erwärmt, die Thermik hört auf
Nachmittags: die oberen Luftschichten in den Höhen kühlen zuerst ab und sinken den Hang hinab ⇒ durch Abwärtsbewegung entsteht ein Bergwind
Bergwind Heiße Luft
Nachts: kühle Luft fließt weiter bergabwärts !!! kühle Luft bewegt sich langsamer als warme und wird nicht so leicht verwirbelt !!!
Auch bei der Trümmerarbeit muss auf die Tageszeit geachtet werden
Morgens: neigt der Geruch dazu aufzusteigen
Abends: neigt der Geruch dazu abzusinken
Zusätzlich müssen Wind- und Temperaturverhältnisse beachtet werden Gegenströmungen
- Strömungen entgegen der allgemeinen Richtung entstehen durch Temperaturunterschiede Bsp. Opfer liegt nachmittags in gebirgigem Gelände auf einer nackten Felserhebung, es ist anzunehmen das ein Hund, der den Fuß des Felsen absucht durch den Bergwind Witterung vom Opfer erhält. Tatsächlich sind am Felsen viel höhere Temperaturen entstanden als in der Umgebung. Gegenströmungen tragen die Witterung nach oben.
→ kein Fehler, wenn Hund am Fuß des Felsen nicht anzeigt - Können auch im Trümmergelände entstehen dunkelfarbige Trümmer speichern Wärme und erhitzen sich helle Trümmer nehmen weit weniger Wärme auf Material der Trümmer muss auch beachtet werden → so können im Vergleich zur Umgebung Temperaturunterschiede entstehen, die zu Gegenströmungen und Turbulenzen führen
f) verschiedene Sucharten des Hundes
- den Fährtenhund (sucht mit tiefer Nase)
- den Spürhund (sucht überwiegend mit halbhoher Nase)
- den Hochwindsucher (sucht mit hoher Nase)
Fährtenhund: - folgt einer Spur mit tiefer Nase
- Orientiert sich vorwiegend an den Fußabdrücken am Boden und der Bodenverletzung
- Hund entfernt sich nie weit von der Fußspur - Windrichtung beeinflusst Suche kaum
- je nach Ausbildungsstand des Hundes → fährtenreiner Hund (verharrt auf Ansatzfährte, auch wenn er auf gleichaltrige Verleitungsfährte stößt) → fährtenfester Hund (wechselt auf gleichaltrige menschliche Verleitungsfährten) → fährtensicherer Hund (bleibt auf der Ansatzfährte, wenn der Zeitunterschied zu Verleitungsfährten mindestens 3 min beträgt)
Spürhund: - sucht nach Hautduftstoffen, die entlang der Fährte auf dem Boden oder bis ungefähr in seiner Schulterhöhe liegen
- hält sich nicht unbedingt an die Fußspuren - arbeitet auch in einiger Entfernung von der eigentlichen Spur
- pendelt zwischen den Ausbreitungsgrenzen der Hautduftstoffe und der Spur hin und her
- abhängig von der Windrichtung kürzt er ab und überschießt Winkel
Hochwindsucher:
- leitend sind in der Luft schwebenden menschlichen Geruchspartikel
- Bodenfährte interessiert ihn weniger - trägt den Kopf meist über Schulterhöhe um Luftströmung zu prüfen
g) Zusammenfassung
der individuelle menschliche Geruch wird an die Umgebung abgegeben:
- durch abgestoßene Hautzellen (Schuppen), die von Bakterien zersetzt werden (Hautbakterien und bei Bodenkontakt auch Bodenbakterien), so dass ein Verwesungsgeruch entsteht
- durch direkt vom Körper ausgehende Dämpfe und Gase (Zersetzungsprodukte von Körperbakterien) - durch Öle, die besonders bei der Wasserarbeit wichtig sind
die Haltbarkeit des menschlichen Geruches speziell auf der Bodenfährte hängt ab von:
- den Bodenverhältnissen (Vegetation, Art des Bodens etc.) - der Temperatur - der Feuchtigkeit
die Ausbreitung und Verteilung des Geruches ist abhängig von:
- der Tageszeit - den Wind- und Luftströmungsverhältnissen (die oft nicht direkt erkennbar sind)
- der Temperatur - der Umgebung (Windkanäle, Turbulenzen und Gegenströmungen durch Temperaturunterschiede, Vertiefungen oder ähnliches als Geruchfallen etc.)

Quelle: drk-weimar...drk-jena…RHS...